Kampagne von
X-tausendmal quer
und KURVE Wustrow
anti akw sonne

2012-03-09 Poetry Slam

Wir vom PoetrySlamKomitee trafen uns schon ab 18 Uhr vor den beiden vorderen Toren, machten Kerzen an, stimmten die Instrumente, bestückten die Feuerstelle auf Rädern, stärkten uns mit Tee und sprachen mit der Polizei. Bis heute warten wir auf poetische Beiträge von seiten der Beamten. Es wurde dunkel und immer mehr Menschen kamen dazu. Doro spielte Akkordeon…. Um 19 Uhr sammelten sich 40-50 Menschen vor dem ersten Tor (Tor eins? (sechs), jedenfalls mit Uhrzeigersinn gelaufen)   und wir begannen mit den Reisegedichten + – prosa: Tao, Tanna, Marion und Alexander trugen vor und es wurden die ersten Buchhonorare verteilt. Mit zwei (Feuer & Holz-) Bollerwagen , dem ambulanten Waffelofen und dem Poetrykoffer zogen wir weiter, Doros Musik als Wegbegleitung. Beim zweiten Tor gab es Liebesgedichte von Antje, Melani, Tanna, Georg und Liebeslieder von Furry und Mascha, wobei zum ersten Mal das orangefarbene Licht des Bergwerks zu einem gemeinnützigen Einsatz kam: Die Texte ließen  sich dadurch besser als bei Kerzenlicht ablesen. (sonst habe ich die immer mit Groll aus der Ferne wahrgenommen, nachdem  es klar war, dass es nicht der letzte Schein des Abendrots sein konnte… ach nee, das ist ja das gut ausgeleuchtete Atommüllterrain….).

Es gab  Ankündigungen auf weitere Aktionen und auch Wachleute hinterm Zaun hörten zu. Bis zum  dritten (Vier-Jahreszeiten-Tor ) war es ein weiter Weg, es gab immerzu Waffeln von Frank, ein Glück. Sinja (13) las ein selbstgeschriebenes Frühlingsgedicht, Alexander, unser genialer Moderator verlas ein kritisches Gedicht über Niedersachsen („keine Gegend wie jede andere“), Marion hatte Renards (1874) „poil de carotte“; „Karottenhaar“ übersetzt. Auch Georg, Wanda, Tanna („Winter in den Slums in Salzwedel“) lasen und Anke sang „summertime“, stimmgewaltig, professionell und wunderbar. Gab’s das schon an diesem Ort? Nett war üprikänz auch das gemeinschaftlich-weibliche Pinkeln im Wald. Und dann kam das vierte, das Musiktor, das mit einer Feuershow von Finn eingeleitet wurde… an dem Anke ihr NutellaLied, Furry ihren „Babylon ist überall „-Reggae, Wall sein „Brot“-Gedicht dieses Mal als Lied (mit Bongos und Liedtext) (zwei Leute waren der Meinung, das dies sein bisher sein bester Brot-Vortrag war!)  vortrug, Mascha sang, Camilla trug das Gedicht „Schatten“ vor, dann machte Dora mit Finn einen Rap und anschließend aus dem Publikum einen vierstimmigen Chor + glockenreiner Oberstimme mit zwei verschiedenen Liedern, die sich schließlich noch ineinander woben „balance is the way“, zuvor gab es auch noch einen dreistimmigen Frauenchor…((Tanna & Antje: wir empfanden dieses Tor als das PoetrySlam-Highlight, eindeutig!) Dann begann es zu regnen und wir ließen das Tor fünf aus, um gleich zu Tor sechs und eigenen Texten von Tanna, sowie zitierten von W.C. Williams und einem Text von 1924 über „Geschlechtsfalten“ zu eilen. Dort fand auch die Königinnenkrönung, Siegerehrung und Rosenverteilung statt. Nach Publikumsapplaus für alle Teilnehmerinnen (außer dem Komitee) fiel die Wahl nach eingehender Beratung unter dem PoetrySlamKomiteeDach schließlich auf Furry, obwohl Anke und Dora auch sehr viel Applaus bekamen… Furrys  Lieder sind selbstkomponiert und -getextet und reimen sich sogar. Sie nahm die Ehre des Preises in Form von Krone und Umhang aus goldener Rettungs- und Knipsfolie  dann auch auf und um sich. Wir waren am Schluss immer noch 25 Leute und hatten über drei Stunden gebraucht, das Bergwerk poetisch zu umrunden und die Tore abzudichten….(höhöhihi). Kultur an diesem Ort hat was leise- behutsam Revolutionäres und am nächsten Tag sprach folgende Nachricht auf dem AB uns aus der Seele: „Eure Idee von dem SlamPoetry, die finde ich phantastisch,  ich freue mich noch heute den ganzen Tag darüber!“, denn uns ging es genauso: wir waren  ganz erfrischt. Falls wir irgendjemand ausließen zwecks Erwähnung, bitten wir um Verzeihung. Wir danken allen, die was beitrugen und mitgingen, auch Wolfgang für Fotomachen und Lichtbringen… Es gab diesmal keine Konfrontation mit der Polizei, thank you. (Gruß von den Berichterstatterinnen Tanna und Antje)

Hier nun der SiegerInnenText von Furry, die von weit angereist kam, um ihn vorzusingen, bemützt sitzend am Tor.

Babylon ist überall

(mein erster Reggae mit `ner Message) Ihr müsst mir sagen, was zählt, Ihr müsst mir sagen, was gilt, Ihr müsst mir sagen, nach welchen Regeln Ihr spielt! Mein Betreuer auf der ARGE hat `nen kahlgeschor`nen Kopf, und der kennt all meine Daten, Mann, bin ich ein armer Tropf! Zwischen uns steht nur sein Schreibtisch, und ich denke, aber sag` zu mir selber leise: „Arschloch!“, und nach vorne: „Guten Tag!“. Ich kann`s nicht fassen! Wen soll ich dafür hassen, dass die am Arbeitsamt `nen Nazi arbeiten lassen?! Ihr müsst mir sagen, was zählt, Ihr müsst mir sagen, was gilt, Ihr müsst mir sagen, nach wessen Regeln Ihr spielt! Meine Freundin hat Probleme und nicht seit gestern mit ihrem Mann, aber alles, was sie sagt, ist, dass ich ihr nicht helfen kann. Und so macht der Typ halt weiter, und sie schluckt es jeden Tag, mittlerweile meid` ich beide, weil ich den Umgangston nicht mag. Was soll ich sagen? Wen kann ich dafür schlagen, wenn am Ende immer die falschen Leute das Leid tragen?! Ihr müsst mir sagen, was zählt, Ihr müsst mir sagen, was gilt, Ihr müsst mir sagen, nach welchen Regeln Ihr spielt! Babylon ist überall und leider kein Einzelfall! Wir sind immer mittendrin, es gibt unsrem Leben den Sinn. Neulich geh` ich auf `ne Demo und bin ziemlich vorn dabei. Plötzlich fliegen von hinten Steine, neben mir erklingt ein Schrei! Mann, ich dachte halt, wir hätten wenigstens den gleichen Feind, aber Dummheit, Hass und Wut haben wohl `was anderes gemeint. Was soll ich machen? Das sind dann halt so Sachen, die die Solidarität mitunter fragwürdig machen. Ihr müsst mir sagen, was zählt, Ihr müsst mir sagen, was gilt, Ihr müsst mir sagen, nach welchen Regeln Ihr spielt! Babylon ist überall und leider kein Sonder- oder Störfall! Wir sind immer mittendrin, es gibt unsrem Leben den Sinn. Immer wieder hör` ich Sprüche, so wie: „Fick das System!“, aber wie soll ich das machen, ohne alles umzudreh`n? Und es ist auch etwas einfach, und es ist auch sehr bequem, ganz abstrakt zu kritisieren und sich selbst zu übergeh`n. – Ich mein` ja nur. Ich will ja gar nichts sagen, aber manchmal macht Ihr Sachen, da muss ich mich einfach fragen… Ihr müsst mir sagen, was zählt, Ihr müsst mir sagen, was gilt, Ihr müsst mir sagen, nach welchen Regeln Ihr spielt! Vielleicht spiel` ich dann mit, vielleicht mach` ich mich fit für den nächsten Schritt mittenrein in`s System, ohne mich umzudreh`n, doch ich muss erst versteh`n – für wen (fade out/ instrumental)

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